Haben Sie erkannt, welchen schönen Platz in der Eifel der Januar unseres Wandkalenders ziert? Es ist die Antoniuskapelle in Kolvenbach, einem weiteren Stadtteil von Bad Münstereifel im Kreis Euskirchen (NRW).
Laut der "Chronik Münstereifels in Daten – Band 1" des bekannten Historikers und Heimatforschers Toni Hürten (verstorben 1978) sollen am 18.1.1690 die Jesuiten auf dem Kappellenpesch – ihrem eigenem Grundbesitz – in
Kolvenbach die St. Antoni-Kapelle erbaut haben und fortan dort an Sonn- und Feiertagen ihre Christenlehre und heilige Messe abhalten. Jedoch ist bisher nicht geklärt, woher Toni Hürten diese Information entnommen haben könnte.
Eindeutiger belegt ist hingegen folgendes: Im Jahre 1711 stürzten die Fundamente der Kapelle zusammen, weshalb die Katechese (die theoretische und praktische Einführung in den christlichen Glauben) nun in der Scheune des
Antoniushofes abgehalten wurde (aus den "Litterae annuae" (Jahresberichte) der Jesuiten). Noch im selben Jahr wurde die Kapelle in ihrer heutigen Form von Adam Jansen, ein Bruder des Jesuitenkollegiums, aus Kollekten und
von einer Beteiligung der Baukosten des Jesuitenkollegiums sowie mit der unentgeltlichen Hilfeleistung der Bürger aus Kolvenbach und Hohn wiederaufgebaut. Ob die heutige Antoniuskapelle wieder am selben Standort wie die alte
Kapelle steht, ist allerdings nicht bekannt.
Schließlich fiel im Jahre 1773 der Grundbesitz, der 66 Morgen umfasste, aufgrund der Aufhebung des Jesuitenordens durch den Papst Klemens XIV. an den Kurfürst Karl Theodor, der das Jesuitenkollegium in eine geistliche
Kongregation umwandelte und die ehemaligen Jesuitengüter dem Gymnasium in Münstereifel als Schulgut übertrug. An die Einwohner von Kolvenbach, Hohn, Eicherscheid, Schönau, Nöthen, Gilsdorf und Münstereifel verpachtete man die Ländereien
des Antoniushofes. Ab da an verfiel das Gebäude nach und nach, dass zuvor von den Jesuiten immer in Stand gehalten worden war. 1786 stellte zum Beispiel der Stiftskellner Elven bei einer Besichtigung fest, dass das Dach völlig
erneuert werden müsse und die Decke bereits herabgefallen war. Die Kosten für die Wiederherstellung der einst so schönen Kapelle veranschlagte er daher damals auf 71 Reichtaler. Ein jährlicher Etat gibt es für die Antoniuskapelle seit
1832. Desweiteren wurden fortan für die Ausgaben von Messwein, Hostien, Kerzen, Paramente, Küsterdienste, Verwaltung und Reparaturen durch die Pachteinnahmen des zur Kapelle gehörenden Landes beglichen. Weiterhin leisteten die
Einwohner Kolvenbach-Hohn unentgeltlich die Handwerksdienste.
Bis zur Jahrhundertwende wurde allerdings die heilige Messe nur zu besonderen Anlässen (Patronatsfest) und auf Bestellung gefeiert. Und wurden bis 1994 noch jeden Samstag vom jeweiligen Pastor oder den Kaplänen
der Pfarrei Mechernich in der Kapelle Messen abgehalten, konnten danach nur noch alle zwei Wochen Messen gelesen werden, die nun vom Pfarrer des Pfarrverbundes abgehalten wurden. Zeitweise wurde während der einjährigen Bauzeit 1968/1969
die Schule für den Gottesdienst genutzt. Seit der Pensionierung des zuständigen Pfarrers – Pastor Winfried Reidt – im Jahr 2009 findet jeden Dienstag wechselweise durch einen Pfarrer aus dem Pfarrverbund Mechernich eine heilige
Messe statt.
Im Laufe der Zeit erhielt die Antoniuskapelle auch neue Bänke, einen neuen Altartisch und Beichtstuhl (1871/1872), sowie wurde der Außenputz weitestgehend erneuert (1874/1875) bis der Kirchenvorstand 1908 beschloss,
diese mit einem Kalkanstrich versehen zu lassen. Zu jener Zeit gab es 30 Knieplätze ohne Sitzgelegenheit und 40 Stehplätze in der Kapelle. Viel Eigeninitiative und Spenden der Einwohner sowie Zuschüsse hielten die Antoniuskapelle in
Stand. Erst wieder im Jahre 1961 zeigten sich schwerwiegende Mängel an der kleinen Kapelle: Risse entstanden in den Fensterbögen durch die auf die Mauern drückende Dachkonstruktion und auf dem Boden bildeten sich aufgrund des
beschädigten Daches Wasserlachen. 1962 wurden Pläne für eine Renovierung erarbeitet. Zuerst wurde wegen finanzieller Gründe der Beginn der Arbeiten immer wieder verschoben und 1964/1965 eine Erweiterung der Kapelle erneut
erwogen (ein kleines Querhaus mit seitlichen Eingängen sollte geschaffen werden, um die Besucher durch den Eingang an der Straße nicht weiter zu gefährden). Am Ende musste dieser Plan aber wegen fehlender Mittel 1967 leider
endgültig aufgegeben werden.
Mittlerweile verschlechterte sich der bauliche Zustand der vom Verfall bedrohten Antoniuskapelle durch lösende Deckenteile erheblich. Doch dann endlich im Sommer 1968 kam die rettende Sanierung. Die Kosten von fast
37.300 DM wurden nun zum größten Teil vom Bistum Aachen übernommen und für weitere 4.340 DM erhielt der Innenraum eine völlig neue Gestaltung. Hierbei wurde leider jedoch der Altaraufsatz des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Altars
verbrannt. Heute steht das Unterteil des hölzernen Altars in der Nöthener Pfarrkirche und ein schlichter Altartisch aus Eifeler Grauwacke wurde stattdessen aufgestellt. Zudem fertigte der Kolvenbacher Schreiner Johann Giesen aus
Balken des abgerissenen Dachstuhls ein Kreuz für die Wand des Chorraumes, in die auch der Tabernackel eingebaut wurde, an. Trotz des langwierigen Prozesses für geplante Neubauten und Erweiterungen in den vergangenen Jahrzehnten, blieb
doch zuletzt ein seit beinahe 300 Jahren in seiner ursprünglichen Form erhaltenes Kulturdenkmal erhalten.
Übrigens verläuft in der Nähe von Kolvenbach eine wunderschöne Wanderroute – Eifelschleife Pfaffenbusch und Gotteswald – entlang, deren Details Sie hier
einsehen können. Haben Sie keine Möglichkeit, die Route über einen heimischen Drucker auszudrucken? Kein Problem! Wir übernehmen natürlich für einen kleinen Obolus kostenpflichtig den Druck für Sie.
Quelle
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